Über: A. & F. - Presseklub mit Markus Feldenkirchen - 08.02.25 - Wen kann man eigentlich noch wählen?

Zentrale Themen sind die "resignative Wechselstimmung" in der Bevölkerung, die Krise der Ampelkoalition und mögliche neue Konstellationen.

Der Podcast "Apokalypse & Filterkaffee Presseklub" diskutiert mit den Journalisten Hajo Schumacher und Mariam Lau die aktuelle politische Lage zwei Wochen vor der vorgezogenen Bundestagswahl. Moderator Markus Feldenkirchen leitet durch eine Analyse der Parteienlandschaft und der Spitzenkandidaten.

Zentrale Themen sind die "resignative Wechselstimmung" in der Bevölkerung, die Krise der Ampelkoalition und mögliche neue Konstellationen. Die Diskutanten diagnostizieren eine tiefe Vertrauenskrise in die etablierten Parteien, wie Lau pointiert formuliert: "Alle Parteien waren dabei, als wir uns in diesem [deutschen] Modell sehr gemütlich eingerichtet haben. Warum soll jetzt irgendeiner dieser Beteiligten eine Garantie dafür bieten, dass wir jetzt wirklich umsteuern?"

Besonders intensiv wird die Rolle der Union unter Friedrich Merz sowie die Schwäche von SPD und Grünen diskutiert. Der Podcast zeichnet das Bild einer fragmentierten politischen Landschaft, in der alte Gewissheiten nicht mehr gelten, wie Schumacher betont: "Diese Frage 'ach du Schreck, was soll ich wählen', die kriegst du doch wirklich alle vier Jahre gestellt."

Der Podcast folgt einem klassischen politjournalistischen Format mit Expertendiskussion, wobei die Gesprächsführung bewusst zwischen analytischer Distanz und persönlichen Einschätzungen changiert. Die Redeanteile sind relativ ausgewogen verteilt, mit leichtem Übergewicht des Moderators Feldenkirchen, der strukturierend eingreift und neue Themen setzt.

Auffällig ist die starke Insider-Perspektive der Diskutanten, die zwar Kritik an den politischen Akteuren üben, dabei aber weitgehend im etablierten politisch-medialen Deutungsrahmen verbleiben. Alternative Perspektiven jenseits des parlamentarischen Systems werden kaum diskutiert. Die Diskussion reproduziert teilweise klassische Macht- und Deutungsstrukturen des Berliner Politik- und Medienbetriebs. Verpasste Vertiefungschancen zeigen sich besonders bei der Analyse struktureller Probleme wie der sozialen Frage oder der Klimakrise. Stattdessen dominiert eine personenzentrierte Perspektive auf einzelne Politiker und taktische Überlegungen.

Der Podcast operiert stark mit etablierten politischen Frames wie der "Mitte" versus den "Rändern". Dabei werden hegemoniale Narrative wie die Alternativlosigkeit bestimmter Politik kaum hinterfragt. Auffällig ist die häufige Verwendung von Sportmetaphern und Wettkampfbildern für politische Prozesse. Die Diskutanten selbst positionieren sich als kritische aber systemkonforme Beobachter. Dabei werden eigene ideologische Positionen selten transparent gemacht.

Wirtschaftspolitische Fragen werden weitgehend aus einer marktwirtschaftlichen Perspektive diskutiert. Alternative ökonomische Ansätze oder fundamentalere Systemkritik kommen kaum vor. Auch bei Themen wie Migration dominieren etablierte Problemdeutungen. Der Podcast spiegelt damit insgesamt die Grenzen und blinden Flecken des deutschen Politikjournalismus wider - informativ und analytisch stark, aber in seinen Grundannahmen dem etablierten Politik- und Mediensystem verhaftet.