Über Feel The News - 06.02.25 - Seit wann ist differenzieren etwas schlechtes?
Der Podcast "Feel The News" diskutiert mit Jule und Sascha Lobo die Frage "Seit wann ist differenzieren etwas Schlechtes?". Die 70-minütige Folge analysiert die zunehmende Polarisierung und den Verlust von Differenzierung in gesellschaftlichen Debatten. Zentrale Themen sind der Umgang mit der AfD, Migration und die Rolle sozialer Medien bei der Verschärfung von Konflikten. Die Hosts plädieren für mehr Differenzierung bei gleichzeitiger Anerkennung notwendiger "roter Linien".
Beispielhaft wird dies an Kontroversen um Friedrich Merz' Umgang mit der AfD und dem Auftritt von Alice Weidel bei Karin Miosga diskutiert. "Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte" zitieren sie als Leitmotiv.
Der Podcast operiert mit einer komplexen dialogischen Struktur zwischen den Hosts, die unterschiedliche Perspektiven einbringen und dabei selbstreflexiv ihre eigenen Positionen hinterfragen. Die etwa gleichverteilten Redeanteile ermöglichen eine ausgewogene Diskussion.
Die Hosts reflektieren kritisch ihre eigene Position als Teil einer "woken" Diskursgemeinschaft. Sie thematisieren die Gefahr einer "toxischen Wokeness", die durch überzogene moralische Absolutheitsansprüche selbst zur Polarisierung beiträgt. Verpasste Vertiefungschancen zeigen sich bei der Diskussion struktureller Ursachen von Polarisierung. Die Konzentration auf individuelle und mediale Faktoren blendet teilweise systemische Aspekte aus.
Der Podcast dekonstruiert geschickt verschiedene politische Frames wie das "Verbots"-Narrativ gegen die Grünen oder die Stilisierung der AfD als "Anti-Establishment"-Kraft. Die Hosts analysieren, wie Differenzierungsfeindlichkeit strategisch eingesetzt wird, um komplexe Sachverhalte zu vereinfachen. Sie zeigen auf, wie dies autoritären Kräften in die Hände spielt.
Die Diskussion um Migration offenbart die Schwierigkeit, differenzierte Positionen zu beziehen ohne diskriminierende Narrative zu reproduzieren. Der Podcast reflektiert selbstkritisch die Spannung zwischen notwendiger Problemanalyse und der Gefahr, rechte Frames zu bedienen. Wirtschaftliche Aspekte wie Arbeitskräftemangel werden dabei eher am Rande gestreift.
Insgesamt gelingt es dem Format, die Bedeutung von Differenzierung für eine demokratische Debattenkultur herauszuarbeiten, ohne dabei selbst in vereinfachende Gut-Böse-Schemata zu verfallen. Die selbstreflexive Herangehensweise macht die Komplexität des Themas greifbar.