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Über: Dissens - 02.02.25- Katja Kipping zur Bundestagswahl: "Ich nenne das Armen-Bashing"

Das Gespräch behandelt zentral die Stigmatisierung von Armut und das "Armen-Bashing" im aktuellen Wahlkampf. Dabei geht es insbesondere um die Forderungen nach Arbeitspflicht und Bürgergeld-Kürzungen sowie um die Strategie, verschiedene von Armut betroffene Gruppen gegeneinander auszuspielen.

Zur Podcast-Folge


Der Podcast "Dissens" wird von Valentin vom "Was-Tun-Podcast" moderiert und versteht sich als Format für "kluge Denkanstöße". Im Gespräch mit Katja Kipping, ehemalige Parteivorsitzende der Linken und aktuelle Geschäftsführerin des Paritätischen Gesamtverbands, diskutiert er die aktuelle sozialpolitische Debatte im Bundestagswahlkampf.

Das Gespräch behandelt zentral die Stigmatisierung von Armut und das "Armen-Bashing" im aktuellen Wahlkampf. Dabei geht es insbesondere um die Forderungen nach Arbeitspflicht und Bürgergeld-Kürzungen sowie um die Strategie, verschiedene von Armut betroffene Gruppen gegeneinander auszuspielen.

Die Gesprächsführung ist durch eine klare Rollenverteilung gekennzeichnet: Während der Moderator analytische Fragen stellt und Thesen zur Diskussion anbietet, nimmt Kipping eine erklärende und einordnende Position ein. Sie wechselt dabei geschickt zwischen verschiedenen Diskursebenen - von konkreten Beispielen aus der Sozialberatung über soziologische Analysen bis zu politischen Einschätzungen.

Rhetorisch arbeitet das Gespräch mit mehreren Strategien:

  1. Faktenbasierte Dekonstruktion von Mythen (etwa zur tatsächlichen Zahl der Langzeitarbeitslosen)
  2. Konkrete Beispiele zur Veranschaulichung abstrakter Kürzungspolitik (Pommes im Schwimmbad, Weihnachtsbaum)
  3. Theoretische Einordnung in größere gesellschaftliche Zusammenhänge (Leistungs- vs. Erfolgsgesellschaft)
  4. Alternative Narrative zum dominanten Leistungsdiskurs (Vier-in-eins-Perspektive)

Besonders bemerkenswert ist der Umgang mit komplexen Zusammenhängen. Kipping schafft es, die technischen Details der Sozialgesetzgebung und Verwaltungspraxis verständlich zu machen, ohne zu vereinfachen. Gleichzeitig werden grundlegende demokratietheoretische Fragen aufgeworfen, etwa zum Zusammenhang von materieller Absicherung und demokratischer Teilhabe.

Problematisch erscheint die teilweise mangelnde kritische Nachfrage bei einigen Thesen Kippings. So wird ihre Kritik an der vorläufigen Haushaltsführung und deren Auswirkungen auf soziale Träger nicht weiter hinterfragt oder kontextualisiert.

Die diskursiven Strategien des Gesprächs zielen darauf ab, dem dominanten "Armen-Bashing" eine alternative Erzählung entgegenzusetzen. Dabei wird sowohl auf der Faktenebene argumentiert als auch versucht, grundlegende Narrative (etwa zum Leistungsbegriff) zu verschieben.

Methodisch nutzt der Podcast das Format des langen Gesprächs effektiv für eine vertiefte Auseinandersetzung. Die anschließende Reflexion der ModeratorInnen ermöglicht zusätzlich eine Meta-Ebene der Analyse, auf der strategische Schlussfolgerungen gezogen werden.

Im politischen Kontext der Bundestagswahl positioniert sich das Gespräch klar gegen den aktuellen "Härte zeigen"-Diskurs in der Sozialpolitik. Bemerkenswert ist dabei der Versuch, über reine Kritik hinauszugehen und alternative Narrative und Handlungsstrategien zu entwickeln.